Das Vorbild
Ein weiteres wichtiges Vorbild, nach der Kirche in Ratekau, darf auf dem neuen Modul natürlich nicht fehlen, das Gebäude des alten Bahnhofes.
Seit Jahren unbenutzt, steht das Gebäude besprüht an der Bahntrasse Lübeck/Puttgarden.
Das heutige Erscheinungsbild des Bauwerkes ist bedauernswert.
Seit 2012 soll es eigentlich einen neuen Bahnhof in Ratekau geben, aber durch den ausstehenden Neubau der festen Fehmarnbeltquerung muss ein Neubau warten, bis der aktuelle Streckenverlauf fest steht.
Bei der Recherche im Internet und bei den Eisenbahnfreunden Bad Schwartau gab es leider keine Informationen zu dem alten Gebäude.
Zum Glück konnte ich bei den Modellbahnfreunden Ratekau einige alte Zeichnungen der Bahn aus 1934/54 und einen Mini-Zeitungsbericht mit Foto von 1975 ergattern.
Bei den ganzen Unterlagen befand sich auch eine Maßzeichnung des Gebäudes. Mit Hilfe dieser Zeichnung erstellte ich mir eine Ätzvorlage. Meine erste geätzte Version ist zwar nicht ohne Fehler, aber die kann ich beim Zusammenbau beseitigen. Zwischenzeitlich habe ich Zeitzeugen im Ort gefunden, die mir historische Details und Fotos zu der hiesigen Bahnstrecke liefern konnten.
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Der Gleisplan des Bahnhofs in Ratekau.
Zustand Januar 1939
Veröffentlichung der Bahnzeichnungen mit freundlicher Genehmigung des -DB Museums.
Bahnhofsfoto mit freundlicher Genehmigung von G.Fischer.
Baubericht Bahnhof Ratekau
Stellte ich im vorigen Beitrag die Beweggründe zum Bau des Bahnhofs und die Recherche dafür dar, zeige ich nun wie ich das Projekt in die Modellbaurealität umgesetzt habe.
Nachdem ich glücklicherweise Zeichnungen von dem Gebäude erhalten hatte, konnte ich hiernach und nach eigenen Fotos, eine Vorlage erstellen um für den Bahnhof eine Ätzplatine fertigen zu lassen.
Dadurch bekomme ich einen robusten und akkuraten Korpus der nach dem Lackieren dem Vorbild stark ähneln sollte.
Da die Geschossdecke im geätzten Blech vorhanden ist, brauche ich nur die Seitenwände herunter zu klappen, schon ist ein erster Eindruck des Gebäudes vorhanden. Auf der Straßenseite muss die Seitenwand am Übergang vom Güterschuppen zur Wartehalle gebogen werden.
An den Stirnseiten verlöte ich die Giebelwände des Güterschuppens und auf der anderen Seite des Wartesaals.
Zwischen Güterschuppen und Wartesaal gibt es auch eine Giebelwand. Hier war ich bei der Vorlage bequem und habe die Höhe nicht berechnet, daher muss ich jetzt Maß nehmen und das Teil ablängen. Von innen werden die Außenwände zur Verstärkung mit Polystyrolprofilen verklebt. Sie stellen später Tische und Bänke dar.
Auf der Gleisseite habe ich das Fachwerk ausgespart. Dadurch kann ich später mit recht wenig Aufwand das weiße Fachwerkgebälk in diese Aussparungen kleben. Die Lackierung ist dadurch einfach und präzise.
Erstmals habe ich Mauerwerk bei einer Ätzvorlage berücksichtigt und war überrascht wie gut das nach dem Ätzen zu sehen ist.
Hier ist der Innenbereich des kleinen Bahnhofs zu sehen. Ich habe in der Ätzvorlage die Zimmerwände berücksichtigt und sie auch bei Modell vorbildgerecht eingesetzt.
Ich kann während der Bauphase nicht abschätzen ob die später durch die Fenster zu sehen sind. Sollte das nicht der Fall sein, habe ich trotzdem ein gutes Gefühl 😛
Der ganze Bau kommt nun unter die Spritzpistole. Gewählt habe ich ein Ziegelbraun von Gunze.
Nachdem das Gebäude seine Farbe bekommen hat klebe ich die Fensterrahmen und Türen ein. Die wurden vorher weiß bzw grau lackiert.
Etwas Glück habe ich bei den Maßen der Fenster. Ein Fehler ist der, dass ich alle kleinen Fenster in einer Größe gezeichnet habe. Zwei sind aber kürzer, allerdings genau ein Drittel, so kann ich mit der Schere durch das Entfernen eines Fensterelementes diesen Fehler beseitigen.
Das Fachwerkelement ist weiß lackiert und wird in die Aussparungen verklebt.
Für die Dächer habe ich auf der Ätzplatine nichts vorbereitet. Die passe ich nun direkt am Gebäude aus Polystyrolresten an.
Es dauert etwas bis ich die richtigen Maße für die Seite der Wartehalle heraus habe, hier ist es ein Walmdach (links).
Einfacher stellt sich der Nachbau des Satteldaches auf dem Güterschuppen dar.
Auf die Polystyroldächer kommt 1000er Schmirgelpapier als Dachpappe in vorbildgerechter Breite.
Nach dem Verkleben des Fachwerkgitters und des Stationsschildes beginnt die Illusion zu wirken.
Jetzt fehlen nur noch die Schornsteine, Regenrinnen und Fallrohre. Die wirken, weil das Gebäude wie in der Realität echt mickerig ist, recht bullig.
Die Graffiti habe ich den Originalen auf der Straßenseite nachempfunden. Ich wollte allerdings nicht übertreiben. Auf der Gleisseite bleibt das Gebäude sauber bzw wird noch etwas gealtert, damit es nicht zu klinisch aussieht.
Hier nun ist der Bahnhof mit dem Fachwerk auf der Wartehalle zu sehen. Hinter den drei großen Fenstern befindet sich das kleine Stellwerk. Früher hatte der Bahnhof drei Gleise und dementsprechend Weichen und Signale die geschaltet werden mussten.
Die Güterverladung wurde schon in den 70er aufgegeben und das Verladegleis wurde abgerissen.