Dorfmuseum Räucherkate

Für das markanteste Gebäude des hiesigen Ortes, die alte Kirche im Dorfkern, habe ich schon lange einen Baubericht veröffentlicht. Ebenso wichtig wie das alte Gotteshaus ist natürlich unser Dorfmuseum um die alte Räucherkate herum. Ursprünglich stand sie im Nachbarort, in Luschendorf. Der Zustand war völlig desolat. In mühevoller Arbeit wurde sie dort abgetragen und in Ratekau wieder aufgebaut. Ein absolutes Schmuckstück!

In Sachen Bauberichte verliere ich langsam den Überblick, was ich bereits veröffentlicht habe 🙂
Bei der Suche nach dem Baubericht für dieses Fachwerkgebäude ist mir erst aufgefallen, dass ich das noch gar nicht beschrieben habe 😯

Es wird also langsam Zeit dafür 😎


Im ersten Schritt habe ich das Gebäude von allen Seiten fotografiert und mit dem Lasermessgerät sorgfältig vermessen.

Alle Werte werden in ein Dokument eingetragen, das später für die Konstruktionszeichnung als Grundlage dient.
Auch die Gefache des Fachwerkes übernehme ich genau nach Vorbild.

 

 


Auf Basis dieser Daten habe ich die Konstruktionszeichnung erstellt, die später zum Ätzer gehen soll.

Um sicher zu gehen, dass alles korrekt ist, baue ich aus der Vorlage ein Papiermodell.
Das ermöglicht es mir, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.
Passt alles, geht die Datei an den Dienstleister, und einige Wochen später halte ich das geätzte Blech in der Hand.


Spannend ist beim Zusammenbau dann immer die Frage, ob es tatsächlich alles so hinkommt, wie man sich das gedacht hat.
Das klärt sich beim ersten Biegen der Seitenwände recht schnell.
Erleichterung kommt auf, wenn das Bauwerk seine vorbestimmte Form annimmt.

 


Die Grundplatte mit den Seitenwänden war recht einfach.
Bei den Dachflächen stellt sich das anders dar. Die vielen Winkel und Anbauten sollen alle passen.
Das war bei der Konstruktion und später beim Zusammenbau recht aufwändig.

 


Zum Montieren des Daches hatte ich mir extra Bleche mit dem richtigen Winkel als Montagehilfe erstellt. Mit deren Hilfe bringe ich das Dach in Form.
Trotzdem gestaltete sich die Montage hakeliger als gedacht, und ich musste etwas improvisieren, aber am Ende passte alles, und es sieht gut aus.


Damit ich das Dach später gut am Gebäudekorpus befestigen kann, es aber trotzdem abnehmbar bleibt, entscheide ich mich bei der Befestigung für das Verschrauben. Dafür löte ich eine Mutter in das Dach.
Danach ist die Airbrush an der Reihe, und alle Teile bekommen ihre Grundfarbe. Ich liebe das Arbeiten mit dem Luftgriffel, es ist einfach, schnell und die Konturen setzen sich nicht zu.


Jetzt wird es fummelig.
Ich habe den kompletten Gebäudekorpus in der Farbe der Holzbalken des Fachwerkes lackiert. Die klebe ich nun alle sorgfältig ab und lackiere die Ziegel des Fachwerkes in einem passenden Farbton.
Ich bin an diesem Punkt noch nicht sicher, ob ich die Fachwerkbalken nur durch den anderen Farbton darstelle, oder später feines Furnier einsetze, um die Balken realistischer darzustellen.


Jetzt nur noch vorsichtig das Maskierband entfernen, die lackierten Fensterrahmen und Türen einsetzten und verglasen.

Fertig!

Beim Dach und dem Fachwerk muss ich mich noch entscheiden, ob ich versuche das Reet und die Holzbalken nachzubilden, oder es in diesem Zustand belasse.

Für das Dach habe ich die Idee, es mit dem Elektrostaten zu begrasen. Da die metallene Struktur absolut stabil und wasserfest ist, kann ich auch nichts kaputtmachen. Gelänge es nicht, könnte ich es in Wasser legen, und die Fasern später wieder ablösen …                                                                                                                             


Nach dem Vorbild der Räucherkate im Ratekauer Dorfmuseum habe ich auch mein Modell gestaltet.

Vorerst hatte ich am Gebäude alles nur farblich dargestellt, auch das Holz des Fachwerkes.
Ich dachte, ich lasse es auf einen Versuch ankommen und teste an der Gebäudeseite, die am wenigsten zu sehen ist, mal das Einlegen von kleinen Holzstreifen an.

Hierfür verwendete ich Mikrofurnier, das ich auf einer Ausstellung in Chemnitz von den Sachsen bekommen hatte. Das Furnier ist so dünn, dass es auf Papier als Trägermaterial geklebt ist. Das habe ich natürlich entfernt, weil die Holzstreifen sonst zu dick gewesen wären.

Dann habe ich seeehr dünne Streifen geschnitten und in das Fachwerk eingepasst. Ganz so wie ein Intarsientischler das machen würde. Die erste Gebäudeseite hat mir auf Anhieb gut gefallen, sodass klar war, dass ich das ganze Häuschen so ausstatte. Das hat reichlich gedauert. Aber das Ergebnis zeigt, dass es sich gelohnt hat.

In vielen Einzelschritten wird das geschnittene Furnier in die Vertiefungen des Ätzbausatzes eingelegt.

Bei der Aufteilung der Balken im Fachwerk halte ich mich an das Vorbild.

So arbeite ich mich Fach für Fach an das Ende heran.
Es ist ein kleines Geduldsspiel, denn sauber arbeiten ist angesagt. Es darf kein Kleber auf die Ziegelflächen kommen.
Das finale Fach-Werk noch vor dem Färben der Holzeinlegearbeiten.
Auch wenn ich mir anfangs nicht sicher war, ob ich mich trauen sollte, die Gefache mit Echtholz auszulegen, so finde ich, es hat sich gelohnt.

Nun kann das Dach drauf, und die kleine Räucherkate ist fertig.


.. und ihr Reetdach.

Reet ist ein an den Küsten früher sehr gebräuchlicher, natürlich vorkommender Werkstoff zum Eindecken von Dächern gewesen.

Die hohen Kosten und die Brandanfälligkeit lässt Bauherren heutzutage von dem tollen Baustoff Abstand nehmen. Das Wohnklima unter so einen Dach ist prima, es dämmt zu allen Jahreszeiten ideal.

Die Räucherkate im Ratekauer Dorfmuseum hat natürlich so ein Dach.

Vom Anfang meiner Planung an, war mir klar, dass ich versuchen wollte, das auf meinem Modell nachzubilden.
Auf Messen hatte ich schon diverse Möglichkeiten der Realisierung kennengelernt. Leider fast nur bei größeren Spurweiten. Dort wurde der natürliche Baustoff durch Echtmaterial, Schwämme, Samt oder Grasmatte imitiert.
Mir schwebte immer eine Lösung mit Hilfe des Elektrostaten vor, nicht wissend, ob das ein brauchbares Ergebnis herbeiführen würde.

<- Die Schritte ergeben sich von selbst. Ich spanne das Blechdach in meinen Minischraubstock ein. Den kann ich in idealer Weise mit der Masse des Elektrostaten verbinden.

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Die erste Dachfläche bestreiche ich mit Grünkleber.

So gehe ich jetzt auf allen Teilflächen vor. Allerdings warte ich immer ab, bis die vorherige Fläche getrocknet ist, damit beim nächsten Schritt nicht gleich wieder was zerstört wird.

Nach dem Durchtrocknen aller Dachflächen wird alles abgesaugt, und es bleiben nur ausgerichtete Fasern übrig. Im nächsten Arbeitsgang habe ich mit dem Luftpinsel vorsichtig Wasser über das Dach genebelt und nach kurzer Wartezeit mit einem weichen Rotmarderpinsel die Fasern nach unten gestrichen, um eine Ausrichtung nach unten zu erzwingen.

Das voll begraste Dach Probeweise moniert; Frontansicht. Es gefällt mir schon recht gut, und ich mag gar nicht weitermachen, aus Angst, das bisherige Ergebnis zu versauen. Dann noch ein Bild … … von hinten.
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Bei Reetdächern ist der Giebelbereich immer besonders ausgeführt. So wie ich das nachlesen konnte, wird dafür Heidegras verwendet, daher fällt er optisch immer recht stark auf. Um diesen Effekt zu realisieren, rasiere ich die beiden Giebelflächen mit dem Bartschneider und bringe einen anderen Fasertyp auf.
Mein Versuch, den Giebel mit dunkler Farbe hervorzuheben, fällt bei der Abnahme von meiner Frau durch.

Ich muss da also noch mal ran, bloß nicht verschlimmbessern. 😎
Mit dem Luftpinsel trage ich vorsichtig schrittweise einen hellen Grauton auf.
Das Ergebnis stellt mich absolut zufrieden.
Die dunkle Farbe, die ich vorher auf den Giebelbereich aufgebracht hatte, erweist sich jetzt sogar als Vorteil.

Bei all diesen Arbeiten am Dach war es ausgesprochen hilfreich, dass ich als Trägermaterial diese sehr stabile Messingblechunterkonstruktion hatte, die zudem noch die Arbeit mit dem Elektrostaten begünstigte.

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