Entwicklung eines neuen Ätzbausatzes

Inzwischen erhalte ich ab und zu Anfragen, ob ich nicht diese oder jene Lok als Ätzbausatz erstellen könnte.
Wenn ich denke, dass es sich um eine umsetzbare Vorlage handelt, die mir auch gefällt, schaue ich im Netz oder bei Bahngesellschaften, ob ich gute Baupläne des Vorbilds bekomme.

Ist das der Fall, mache ich mir erst Gedanken darüber, wie ich es am besten realisieren kann, damit der Zusammenbau später gut von der Hand geht. Dann beginne ich mit dem Zeichnen.
Es muss immer eine Vorder- und eine Rückseite erstellt werden. Das Zusammenspiel von Biegelinien und Durchbrüchen ist wichtig, aber auch deren Dimensionen.
Ist die Vorderseite fertig, erstelle ich die Rückseite und dann die Haltebänder, damit beim Ätzen keine Teile aus dem Blech fallen.
Die Ätzer legen Wert darauf, dass möglichst keine Leerflächen übrigbleiben. Je mehr Material die Säure nämlich „wegfressen“ muss, desto schneller verliert sie ihre Wirkung.

Ist das alles fertig, geht die Datei mit der Zeichnung an den Ätzer. Der erstellt jeweils einen Film von der Vorder- und der Rückseite und fügt beide Filme zu einer Tasche, in der das fotosensitiv beschichtete Blech belichtet wird. Dieses kommt dann in ein Säurebad und am Ende steht das fertig geätzte Blech.

Meist, so nach vier bis sechs Wochen, erhalte ich es zurück und bin immer sehr gespannt, wie es geworden ist. Einige Fehler sind sofort sichtbar, andere entdecke ich erst beim Zusammenbau.
Bei diesem Blech waren das z.B. Ösen außen am Lokgehäuse über den Drehgestellmitten, die ich versetzt angeordnet hatte.
Das ist mir erst bei der Motorisierung aufgefallen, da ich das Fahrwerk nach den Ösen ausrichten wollte. Das konnte nicht klappen, weil sie eben nicht, wie gewünscht, einander gegenüber lagen 👿 .

Mein aktuelles Projekt ist die BLS Ae 8/8.

Es handelt sich um eine Doppellok mit recht gigantischen Ausmaßen.

Links das erste Blech des Prototypen mit all den Punkten, an denen Änderungen nötig waren. Einige sind echte Fehler, andere sind Optimierungen für den später einfacheren Zusammenbau und manche sind Ergänzungen, um später unterschiedliche Motorisierungsoptionen zu haben.

 


Während des Zusammenbaus mache ich Fotos, um später eine gut nachvollziehbare Bauanleitung erstellen zu können und protokolliere ggf. Fehler.

Bei der Ae 8/8 war leider ein großer Fehler dabei. Die Seitenteile der Pufferbohle hatte ich vieeel zu kurz gezeichnet.

Das Problem kann ich für mich durch Einlöten von kleinen Neusilberstücken lösen, dieses Vorgehen aber niemand anderem zumuten.


Wenn möglich, teste ich mehrere Montagemöglichkeiten aus, um die beste zu dokumentieren. Hier kann man sehr gut erkennen, dass das linke Gehäuse im Frontbereich besser gelungen ist.

Im Bild sind zwei Dachvarianten zu sehen. Messing ist einfach klasse, leider ist der Druck sehr teuer. Daher bekommt der Prototyp nach dem Anpassen und Testen nur ein Resindachteil, das teure Messingdach hebe ich mir für die Endversion auf.


Um eine Motorisierung durch einen Shorty möglich zu machen, fräse ich eine passgenaue Verlängerung, die einfach an den Rokuhan-Shorty angeklebt werden kann. Damit diese Verlängerung auch prima hält, sind auf dem Ätzblech Verstärkungen für die Klebestellen vorhanden.
Der Polystab dient zur Aufnahme der Drehgestellschraube und nach oben als Einschubbegrenzung in das Gehäuse.

Links ist die erste Version, bei der ich mir die Frage stellte, warum ich die Verlängerung nicht gleich so fräse, dass sie den kompletten Bodenbereich verschließt 😕 , das ist dann bei dem Rechten geschehen. Damit später eine Anpassung an die Metallfront einfach möglich ist, habe ich die Rundung schon ausgefräst.


Wichtig ist für die spätere Optik der Übergang der beiden Lokteile. Der Spalt soll möglichst klein und nicht offen sein.
Das Vorbild ist ausgesprochen eng gekuppelt.
Meine Idee waren hier zwei Faltenbalgnachbildungen in verschiedener Größe, damit sie sich überlappen können.
Zum Kuppeln der Rokuhan-Fahrwerke fräse ich verschieden lange Kuppelstangen, dadurch ist ein Einsatz auf verschiedenen Modellbahnradien möglich. Meine ersten Fahrtests waren positiv! Fortsetzung meines Entwicklungs- und Bauberichtes folgt.

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2 Antworten zu Entwicklung eines neuen Ätzbausatzes

  1. Ulrich Sommerfeld sagt:

    Sieht im Rohbau schon klasse aus!
    Wobei, das Messingdach ist gut für die Zugkraft.
    Wäre im Endbausatz eine Option für Vitrinensammler oder Fahrmodell Bahner.
    Nee schöne GruZZ
    Ulli

    Antwort von Otti:
    Moin Ulli,
    ja bei Verwendung eines Shortys ist es unerlässlich das Messingsach zu verwenden, das bringt das Gewicht auf das Gleis, das dem leichten Japaner fehlt.
    Zudem ist es total wertig und robust.
    Ich überlege aber auch hier ein Fahrwerk von Freudenreich Feinwerktechnik anzubieten, das ist dann schon schwer genug.
    Mal sehen was wird, Gruß
    Otti

  2. David Studer sagt:

    Hei Otti
    Absolut Spitze was du da machst. Ich bin entzückt 🤩. Werde mir den Bausatz sicher kaufen. Ist es möglich Märklin Fahrgestelle einer Re4/4 IV unter das Gehäuse zu montieren?
    Liebä Grüess
    David

    Antwort von Otti:
    Moin David,

    wer hatte mich noch mal in Altenbeken auf diese Lok hingewiesen um sie für die BLS zu nutzen? 🤔
    Auf dem Foto kann man sehen, dass es gehen müsste:
    BLS Ae 8/8
    Der Drehgestellmittenabstand ist eine Eins!
    Mit handwerklichen Geschick sollte das Nachbearbeiten des Großserienfahrwerkes den Erfolg bringen.

    Viele Grüße vom platten Land in die Berge
    Otti

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